Kolumne vom 14. Februar 2019
Muss man angesichts all der Bilder auf instagram und Galerie-Websiten Ausstellungen überhaupt noch selbst besuchen? Unbedingt. Was würde man sonst nicht alles verpassen. Die taktilen Qualitäten der Kunst zum Beispiel. Jene stehen aktuell im Fokus der Gruppenausstellung „Thoughts on Tactility“ bei Schwarz Contemporary. Die Schau, kuratiert von Galeristin Anne Schwarz und Künstlerin Johanna Jaeger, versammelt Arbeiten von Katinka Bock, Edith Kollath, Kathrin Köster, Helena Petersen, Kathrin Sonntag, Jenna Westra und Jaeger selbst, die sich allesamt mit der „Dimension des Körperhaften“ beschäftigen. Jaeger hält den Tanz eines Baumblattes im Wind auf Video fest; Westra arrangiert und fotografiert weibliche Körperteile in seltsamen, leicht unbehaglichen Szenen; Kathrin Sonntag setzt Fotografien von Objekten zu Fantasiewesen zusammen und im vielleicht schönsten der Ausstellungsstücke ganz plastisch ein Händepaar und eine Vase aus Keramik. Wie sich die wohl anfühlen? (bis 23. 2., Mi.–Sa. 12– 18 Uhr, Sanderstr. 28).
Ebenfalls nur Künstlerinnen sind an „Hand dieser Zeit“ bei KM beteiligt: Nadira Husain, Atalya Laufer, Michaela Meise, die erst kürzlich von der König Galerie zu KM wechselte, und Técha Noble. Die Ausstellung entstand im Austausch der Künstlerinnen, ohne kuratorisches Konzept, dafür ganz organisch, dialogisch, was hervorragend aufgeht. Was die vier offenbar verbindet, ist ihr Interesse an Biografie(n) und die Art, wie sie in ihren Arbeiten künstlerischen Eigensinn und kindlichen Überschwang mit konkreter Dinglichkeit verweben. Je länger man schaut, desto mehr Verweise tun sich auf. Das Ornamentale der von Laufer gezeichneten Schlafhauben nobler Herren des 17. und 18. Jh. spiegelt sich dann in Husains collagenartigen Bildern, und könnten Meises Bänke nicht dem Publikum des Zirkuswunderkindes, das Noble mit Aquatinta porträtiert, als Sitzgelegenheit dienen? (bis 23. 2., Mi.–Sa. 14–18 Uhr, Mehringpl. 8).
Es soll ja tatsächlich Leute geben, die den Begriff „The Rachel“ erst googlen müssen. Wo die in den 1990er Jahren wohl waren? Für alle anderen eröffnet am heutigen Valentinstag „Jennifer Aniston Superfans“ bei ReTramp. Welcher Termin wäre geeigneter für eine Hommage an das mittlerweile 50-jährige hübsche Mädchen von nebenan, an eine, bei der es sich, wie der Einladungstext schlüssig anhand Rachel-Zitaten herleitet, eigentlich um „the original cyborg“ handelt? Zur Schau gibt es T-Shirts, Tarotkarten und weitere Fanartikel (Eröffnung: 14. 2., 20 Uhr, bis 28. 2., Fr.–So. 12–20 Uhr, dann nach Vereinbarung: info@ retramp.com, Reuterstr. 62).